Du hast es wahrscheinlich selbst irgendwann schon einmal gesehen. Entweder in der Natur, live und in Farbe, oder im Fernsehen – auch in Farbe, aber eben nicht live. Die Rede ist von einer Schmetterlingsraupe. Die meisten würden wohl behaupten, dass diese vielfüßigen und vor allem vielfräßigen Gesellen nicht gerade schön anzusehen sind und wenden sich wenig erfreut beim Anblick der Kriechtiere ab. Doch dann passiert es: die Raupe verpuppt sich und nach 1-4 Wochen entschlüpft etwas dem Kokon, das so gar nichts mehr mit dem unansehnlichen Etwas zu tun hat, das da kurz zuvor noch herumkroch. Aus dem Kokon manifestiert sich ein wunderschöner Schmetterling, dessen Farben und Grazie ihresgleichen in der Natur suchen.

Wenn Du zum ersten Mal Retinol Serum verwendest, dann ist das ein kleines bisschen vergleichbar mit diesem Szenario. Keine Angst, Du bist natürlich vor der Erstverwendung von Retinol keine unansehnliche Raupe und nein, Du musst Dich auch nicht für 1-4 Wochen im Kleiderschrank einsperren, in der Hoffnung, danach als wunderschöner Schmetterling herauszukommen.      

Bei der ersten Verwendung von Retinol kann es aber tatsächlich sein, dass Du Dir anfangs die Frage stellst, ob das mit dem Retinol wirklich so eine gute Idee war. Statt der versprochenen glatten, ebenen Haut, stellst Du eher das Gegenteil fest. Die Pickel und Hautunreinheiten, die es zu bekämpfen gilt, verschwinden nicht etwa, sondern es hat den Anschein, als wären diese jetzt noch zahlreicher vorhanden als zuvor – Hilfe!

Du kannst ganz beruhigt sein. Hier liegt nicht etwa ein Etikettenschwindel oder ein sonstiger Betrug vor, es ist alles in Ordnung. Eigentlich ist die sogenannte Erstverschlimmerung bei der Verwendung von Retinol sogar ein Nachweis seiner Wirksamkeit. Aber wie kann das sein, Du wolltest doch Pickel und Unreinheiten loswerden und keine neuen heranzüchten. Tust Du auch nicht:

Wenn Du im Rahmen der Erstverwendung von Retinol vermehrt Pickel bemerkst, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich gar nicht um neue Pickel, sondern um schon länger in der Haut sitzende Pickel, die jetzt mit Turbo-Geschwindigkeit an die Oberfläche der Haut gelangen. Retinol wirkt nämlich stark hautaktivierend und regt sowohl die Regeneration der Haut als auch die Zellneubildung an.Pickeln, die sich normalerweise bis zu acht Wochen unter der Hautoberfläche entwickeln können, bevor sie sichtbar werden, wird durch die stark hautaktivierenden Eigenschaften des Retinols mächtig Dampf gemacht und sie gelangen deutlich schneller an die Hautoberfläche. So entsteht der falsche Eindruck, dass sich neue Pickel und Unreinheiten erst durch die Verwendung des Retinols gebildet hätten. Die lästigen Quälgeister unter der Haut kommen übrigens nicht nur schneller an die Hautoberfläche – sie verschwinden auch deutlich schneller.

Es gibt allerdings keine Sicherheit dafür, dass die typischen Erstverschlimmerungssymptome nicht doch auf eine evtl. vorliegende Unverträglichkeit hindeuten. Sollte dies der Fall sein, treten die Symptome allerdings dauerhaft auf und nicht nur während der ersten Anwendungen. Vorsicht ist auch angebracht, wenn die vermeintlich neuen Pickel an Stellen auftreten, an denen Du vorher normalerweise nie Pickel bemerkt hast. Hier liegt dann tatsächlich der Verdacht nahe, dass es sich um entzündlichen Stress der Haut aufgrund einer Unverträglichkeit handelt.

Wirkstoffe aus der Gruppe der Retinoide, zu denen auch Retinol gehört, haben eine besonders lange “Anlern-Phase “, die durchaus auch mal mehrere Wochen dauern kann. Die in dieser Phase beobachtbaren Symptome ähneln denen eines leichten Sonnenbrands. So bemerkst Du evtl. ein Spannungsgefühl, beobachtest im Anwendungsbereich Rötungen oder stellst sogar ein leichtes Abschälen der Haut fest. Diese Phase wird deswegen auch treffend als “Retinolbrand” bezeichnet.
Allerdings besteht kein Grund zur Sorge. Denn das Kribbeln und Ziepen ist höchstwahrscheinlich ein Hinweis darauf, dass die wasserlöslichen Wirkstoffe nach der Anwendung effektiv in die tieferen Hautschichten vordringen, was wiederum einen Reiz auslösen kann, der sich als Brennen und Ziepen bemerkbar macht. So ist das Brennen eigentlich ein Hinweis auf das Wirken der pflegenden Inhaltsstoffe.

Und wenn dann die unter der Haut versteckten Pickel erst einmal Vergangenheit sind und das Retinol sein volles Potenzial für Deine glatte und ebene Haut ausspielen kann, dann sind wir beim Schmetterling angelangt – und dafür musstest Du Dich noch nicht einmal im Kleiderschrank einquartieren.

Pflege mit Retinol